Der SV

Vor einigen Jahren sind wir auf den Hund gekommen - auf den Schäferhund. Einen kleinen fürs Sofa hatten wir schon immer. Zuerst eine feine Pudeldame, dann eine Mischung zwischen einem Cocker und einem Pudel. Sie hört (oder nicht) auf den Namen Whity und ist eine ganz Liebe. Doch dann sind wir vor einigen Jahren einmal beim Wandertag der Ortsgruppe Fischenich mitgegangen und dabei habe ich mich in einen großen Schäferhund verliebt. Er war gerade 2 Jahre alt und nicht das, was sich ein Züchter unter einem schönen Hund vorstellt. Eine scharf abgegrenzte Maske und eine ellenlange Schnauze waren seine äußeren Kennzeichen.

Sein Herrchen, ein guter Bekannter von uns, hat ihn mir dann zum Welpenpreis überlassen, da er als Sporthund nicht geeignet erschien. Er war was zum Spazierengehen. Doch nach einiger Zeit ließ es mir keine Ruhe. Ich übte heimlich Sitz und Platz und irgendwann versuchte ich es dann auch auf dem Übungsplatz. Mit dem Schutzdienst haperte es am Anfang auch noch etwas, denn er wollte keinen beißen, der ihm nicht auch wehgetan hatte. Doch im Laufe der Zeit wurde es besser und besser und selbst die Dauerablage wurde nicht mehr zum Hauptproblem. Mein Fello ist nie aufgestanden, aber er robbte so schnell hinter mir her, dass jeder Soldat vor Neid erblasst wäre.

Dann mit 4 1/2 Jahren (normalerweise ist ein Hund in diesem Alter schon längst fertig ausgebildet) machte er seine erste Prüfung - und dass auch noch bei einem Richter, der dafür bekannt war, dass er vor allen Dingen auf einen festen und harten Biss beim Schutzdienst achtete: Richter Darr, Insidern sicher ein Begriff. Fello bestand nicht nur die Schutzhund 1, sondern er holte im Schutzdienst stolze 96 Punkte und insgesamt immerhin 274 Punkte.

Später haben wir dann auch noch die Schutzhund 2 bestanden, aber für die 3 war er dann doch schon zu alt. In vielen Pokalkämpfen waren wir jedoch dabei und dort wurde Fello im Schutzdienst auch in der Prüfungsstufe 3 geführt. Unter 90 Punkte kam er dabei fast nie.

Aber das Leben eines Hundes dauert keine Ewigkeit. So kam dann auch der Tag, an dem ich Abschied von Fello nehmen musste.

 

Unsere Tochter Kerstin hatte mittlerweile auch Spaß am Hundesport gefunden und sich eine Hündin angeschafft. Mit ihr wurden alle Prüfungsstufen geschafft, doch leider stellte sich schon schnell heraus, dass sie blutkrank war und nicht mehr für den Leistungssport zu gebrauchen war. Da es auch mit meinem Fello mehr und mehr zu Ende ging, holten wir uns kurzentschlossen 2 Welpen, die meinen alten Jungen mit ihrem unbekümmerten Spiel noch einmal zu neuem Leben erweckten. Doch es hielt nicht lange an und im Herbst 1996 mussten wir ihn dann einschläfern lassen. Die Krankheit von Gini, der Hündin von Kerstin, wurde immer schlimmer. Mehrfach mussten wir sie operieren lassen aber der Herd für die immer wieder ausbrechenden Entzündungen konnte nicht gefunden werden.

So entschlossen wir uns schweren Herzens, sie zu erlösen. Einen Tag vor Weihnachten 1997 war es dann soweit.

Doch das Pech blieb Kerstin treu. Pascha, den Ihr auf dem Foto noch bewundern könnt, hatte gerade die Begleithundprüfung hinter sich, als er - nicht einmal 2 Jahre alt - von einem Tag auf den anderen kaum mehr Luft bekam. Eine sofortige Untersuchung brachte das uns alle schockierende Ergebnis: Pascha hatte direkt am Herzen einen nicht operativ zu entfernenden faustgroßen und bösartigen Tumor. Es gab keine Chance mehr! So verlor unsere Tochter in einem viertel Jahr 2 Kameraden. Doch sie ließ sich nicht entmutigen. Von einem Sportkollegen hatte sie eine Hündin bekommen und die beiden wurden die besten Freundinnen.

Sie hat dann auch die Schutzhund II - Prüfung bestanden und sich danach einen belgischen Schäferhund angeschafft. Doch ihre große Liebe gehörte immer schon den Islandpferden. Vom ersten ersparten Geld kaufte sie sich eine Stute - und man kann es fast nicht glauben - nicht einmal nach einem halben Jahr musste sie eingeschläfert werden, da sie unheilbar krank war. Die Züchterin überließ ihr dann gegen Aufpreis einen jungen Wallach, der allerdings auch nicht ganz gesund ist. Sie kann mit ihm jedoch arbeiten und hat viel Spaß mit ihm. Für den Hundesport bleibt aber neben Pferd und Beruf keine Zeit mehr. 

Im Sommer 2004 ist sie in die Nähe ihrer Arbeitsstätte in Bergheim gezogen, wo sie auch näher bei dem Stall ist, wo sie ihren Fin untergestellt hat. Den "Belgier" hat sie mitgenommen und er läuft brav nebenher, wenn Frauchen ausreitet.

Mein Pico konnte  noch die Begleithundprüfung ablegen, aber danach war es dann aus mehreren Gründen auch für mich mit dem Hundesport vorbei. Die sog. BH-Prüfung ist die Vorstufe von allen Schutzhundprüfungen. Der Hund muss hier zeigen, dass er die Grundbegriffe der Unterordnung beherrscht: Leinenführigkeit, frei bei Fuß gehen, Dauerablage, Sitz und Platz. Außerdem wird kontrolliert, wie er sich im Straßenverkehr benimmt, ob er erschreckt, wenn ein Fahrrad dicht an ihm vorbeifährt, ob er agresiv zu anderen Hunden oder Menschen ist und ob er auch außerhalb des Übungsplatzes gehorcht.

Es gibt sicher viele Vorurteile gegen Hundesport - da wird von Tierquälerei und nicht artgerechter Haltung gesprochen. Da wird vermutet, Hunde würden zu blutrünstigen Bestien ausgebildet. Wer das glaubt, sollte sich einmal eine Übungsstunde anschauen. Da sieht er dann "blutrünstige" Killer unmittelbar nach dem Schutzdienst mit kleinen Kindern herumtollen. Er kann die furchterregenden Bestien streicheln und mit ihnen schmusen - natürlich nur, wenn Herrchen oder Frauchen es auch erlauben. Es ist zwar heute sehr, sehr selten, aber ab und zu ist doch ein Hund dabei, der sich von Fremden nicht so gerne anfassen lässt - aber wirklich sehr selten.

Pico - heute

Als wir mit der OG Fischenich die Landesausscheidung zur Bundessiegerprüfung ausrichten durften, hat unser Bürgermeister Rudi Tonn bei der Siegerehrung jedem der über 50 Hunde einmal den Kopf gestreichelt und ihn auf die Seite geklopft. So böse sind unsere Vierbeiner.

 

Der Schäferhund ist nicht nur ein Sporthund, sondern auch als sog. Gebrauchshund bestens geeignet. Vom Rettungshund, über den Drogen- und Sprengstoffschnüffler bis zum Blindenhund - Deutsche Schäferhunde trifft man überall. Bei allem ist jedoch eine gute Ausbildung Voraussetzung, welche er in den Vereinen erhält.

Die Schutzhundprüfung

Eine Schutzhundprüfung besteht aus 3 Sparten: Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst.

Es gibt insgesamt 3 Prüfungsstufen, quasi vom Lehrling bis zum Meister. Schauen wir uns die Meisterprüfung einmal etwas näher an:

Der Hund muss im ersten Teil eine ca. 600 m lange Fährte mit tiefer Nase exakt verfolgen, die natürlich nicht immer geradeaus verläuft, sondern 5 mal knickt sie im rechten Winkel nach rechts oder links ab. Auf der Fährte liegen 3 Gegenstände (Schlüsselbund, Geldbörse), vor welchen er sofort stehen bleiben oder sich hinlegen muss.

Von 100 möglichen Punkten müssen mindestens 70 erreicht werden.

Dann geht es weiter auf dem Übungsplatz mit der Unterordnung. Frei bei Fuß gehen, dann muss er sich auf Kommando hinsetzen, ohne dass der Führer stehen bleibt, es folgen Platz aus dem Laufschritt, Steh aus dem einfachen und noch einmal aus dem Laufschritt.

 

Das sieht oft leichter aus, als es in Wirklichkeit ist. Man muß sich vorstellen, dass dem Tier zuerst einmal beigebracht werden muss, sich immer dicht am linken Knie des Führers aufzuhalten und ständig eng zu folgen. Nun muss die Bindung aufgehoben werden und Herrchen oder Frauchen laufen auch noch weg! Das Bestreben eines Hundes ist natürlich in erster Linie, bei seinem Leidhund zu bleiben. Vergessen wir nicht, dass der Hund ein Rudeltier ist. Man sagt ja nicht umsonst: der läuft einem nach wie ein Hund.

Weiter geht es mit Apportieren. Zuerst muss ein Holz auf ebener Erde zum Führer zurückgebracht werden, dann über eine 1 m hohe Hürde und zu guter letzt noch über eine 1.80 m hohe Kletterwand. Jedes mal müssen die Hindernisse sowohl auf dem Weg zum Holz als auch auf dem Weg zurück zum Führer übersprungen werden.

Danach muss der Hund auf Kommando vorlaufen, bis er den Befehl "Platz" erhält. Etwas Geduld ist bei der letzten (oder auch der ersten) Übung angesagt. Der Hund muss ruhig an der Seite des Platzes natürlich nicht angeleint liegen bleiben, während ein anderer seine Übungen vorgeführt. Der Führer (oder auch die Führerin) müssen solange außer Sichtweite in einem Versteck stehen.

Auch hier gilt es wieder, mindestens 70 von 100 Punkten zu bekommen. Dabei gibt es z.B. schon Punktabzüge, wenn der Hund nur etwas schräg neben dem Führer absitzt, wenn er nicht schnell genug zurückkommt oder nicht eng am Knie läuft. Verpasst er sogar beim Apportieren einen Sprung, so sind direkt 7 Punkte weg.

Der letzte Teil ist dann der Schutzdienst. Auf dem Platz stehen 6 Verstecke - Holzwände, hinter denen sich ein Mensch verstecken kann. Der Hund muss hintereinander diese Verstecke absuchen. Im letzten findet er dann den scheinbaren Bösewicht. Er darf aber nun nicht beißen, sondern muss durch lautes Bellen anzeigen: hier habe ich was gefunden. Der Führer kommt heran und ruft seinen Hund bei Fuß. Der sog. Scheintäter kommt auf Kommando heraus und wird durchsucht. Dann geht der Führer ins Versteck, denn dort könnte ja noch irgend etwas liegen. Dies nutzt natürlich der Bösewicht und haut ab. Er hat allerdings die Rechnung ohne den Vierbeiner gemacht, der hinterher sprintet, ihn am Arm packt und zum stehen bleiben zwingt. Jetzt muss der Hund von selbst oder auf ein Kommando sofort loslassen und den Spitzbuben bewachen. Der geht jetzt zur Gegenwehr über und er versucht, den Hund mit einem Stock zu bedrohen und zu vertreiben. Wieder muss der energisch in den Arm fassen (der Arm ist natürlich durch eine starke Ledermanschette geschützt).

Sodann wird der Gauner abgeführt und hat 5 m vorzugehen. Doch der versucht erneut, auf Hund und Führer loszugehen. Wieder muss zugepackt werden, bis er sich endlich geschlagen gibt und zum Richter geführt wird. Hund und Führer gehen ans andere Ende des Platzes und da taucht ein Komplize des Spitzbuben auf, der trotz mahnender Zurufe auf die beiden zustürmt. Doch wieder hat er die Rechnung ohne den Vierbeiner gemacht. Ein letzter Angriff, auch der zweite Gauner wird abgeführt und der Schutzdienst ist beendet.

Hier müssen sogar 80 von 100 Punkten erreicht werden.

Wenn Sie irgendwo einmal ein Plakat von einer Prüfung sehen - schauen Sie vorbei. Dort finden sie nicht nur Hundeexperten, sondern auch viele andere Besucher und - in aller Regel werden Sie von dem veranstaltenden Verein auch aufs beste zu kleinen Preisen mit Getränken, Imbiss und Kaffee und Kuchen versorgt.

Sollten Sie Spaß an einem jungen Welpen finden oder Ihre Kinder sich nichts sehnlicher wünschen als einen Hund, so sollten Sie aber sehr gut überlegen, ob Sie auch die notwendige Geduld und die notwendige Zeit aufbringen können. Leider wird oft unüberlegt ein Tier angeschafft, dass dann schon nach kurzer Zeit in einem Tierheim landet oder noch schlimmer irgendwo ausgesetzt wird.

Wenn Sie aber wirklich den Entschluss gefasst haben, sich einen Hund anzuschaffen, so lassen Sie sich bitte fachlich beraten. Leider gibt es viele Züchter, die nur an ihren eigenen Profit denken und nicht überlegen, ob diese Rasse auch gerade für Sie geeignet ist. Wenn Sie den Hund nur im Zwinger halten wollen oder müssen, so kommt fast nur ein Schäferhund oder ein Rottweiler in Frage. Dabei können Sie natürlich auch diese Rassen in der Wohnung halten, wobei sie aber ein ruhiges Eckchen haben sollten, in das sie sich zurückziehen können. Kinderlieb sind beide und auch bei Zwingerhaltung brauchen sie einen engen sozialen Kontakt und sie wollen sich ja auch einmal so richtig austoben. Da reicht es sicher nicht aus, morgens und abends einmal eine halbe Stunde um den Block zu schlendern. Das reicht vielleicht für einen Rehpinscher oder einen anderen Kleinhund - wohl kaum für einen Schäferhund.

Denken Sie bitte auch daran, dass Welpen groß werden und aus dem Kneifen mit den Milchzähnen auch ein kräftiger Biss werden kann. Ausbildung und Gehorsam müssen sein, auch wenn Bello noch so brav ist. Viele Menschen und auch Kinder haben Angst vor großen Hunden. Stellen Sie sich vor, Sie gehen spazieren und ein Elefant rennt auf Sie zu, der trotz lautem Schreien seines Begleiters keine Anstalten macht zu hören.

Wenden Sie sich an einen Verein in Ihrer Nähe oder eine gute Hundeschule. Aber auch hier Vorsicht - erkundigen Sie sich vorher genau über Preis und Leistung und sprechen Sie mit anderen Hundebesitzern, die diese Schule vorher schon besucht haben. Schauen Sie sich an, was deren Hunde können, ob sie die wichtigsten Grundregeln kennen und ob sie dennoch freudig sind.

Ein guter Hund soll nach einer guten Ausbildung gerne gehorchen, es muss ihm Freude bereiten, mit Herrchen oder Frauchen zu arbeiten. Sie werden einwenden, dass er Ihnen das ja nicht sagen kann. Doch - er kann! Achten Sie doch einmal auf seine Rute! Wenn die trotz harter Kommandos immer noch nach oben zeigt und freudig hin und her wedelt - dann können Sie annehmen, dass der Hund auch seinen Spaß hat und das ganze keinesfalls als Quälerei ansieht.

Wer mehr wissen möchte: mail genügt!

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