Oh Du mein Fischenich

Fischenich ist ein Stadtteil von Hürth mit mehr als 5000 Einwohnern. Bei uns gibt es noch einige Landwirte, die aber vor allen Dingen Gemüse anbauen. Bis vor wenigen Jahren gab es bei uns noch eine große Gemüse- und Obstversteigerung, die jetzt allerdings nur noch in Roisdorf, einige Kilometer weiter im Vorgebirge stattfindet. Die Böden bei uns sind bekannt für ihre Qualität. Der Mutterboden hat eine Stärke bis zu einem Meter und besteht hautsächlich aus Löß.
Fischenich grenzt direkt an Köln, Frechen, Erftstadt und Brühl. Diese Nachbarstadt ist wohl vor allen Dingen durch das Phantasialand und ihre Schlösser bekannt. So mancher Staatsempfang fand auf Schloß Augustusburg statt.
In Fischenich ist das Vereinsleben sehr ausgeprägt. Neben dem Turnverein gibt es noch jede Menge anderer Vereine und kaum ein Fischenicher ist nicht wenigstens in einem Verein Mitglied.
Bekannt weit über die Grenzen von Hürth hinaus ist die KG Blau-Weiß. Die Kapelle glänzt nicht nur in der Karnevalszeit, sondern durch eine hervorragende konzertante Musik auch im "Restjahr". Tausende Besucher aus der gesamten Region werden jedes Jahr vom großen Musikfest angelockt. Drei Tage lang ist dann in Fischenich der Bär los. Meist findet das Fest Ende August statt.
Bekannt nicht nur in Fischenich sind auch der Gesangverein und der Kirchenchor.
Leider fehlt mir die Zeit, hier aktiv mitzuwirken, denn Gesang liebe ich über alles. Lange Jahre über habe ich als 2.Bass in einem Männergesangverein gesungen. Auch wenn manche dabei lächeln: Chorgesang ist etwas sehr schönes und selbst Silcher und Schubert können von einem guten Chor vorgetragen alles andere als romantischer Kitsch sein.
Der Vollständigkeit halber: auch ein Schützenverein, ein Fußballverein, ein Taubenzüchterverein, ein Angelverein, der VdK, die AWO, die kath. Frauengemeinschaft, der Schäferhundeverein und dazu noch einige Interessengemeinschaften sind in Fischenich beheimatet. Damit es nicht zu viele Überschneidungen gibt und auch vor allen Dingen der Karneval mit seinen vielen Sitzungen, der Prinzenproklamation und dem großen Umzug am Karnevals-Sonntag reibungslos funktioniert, haben sich die Vereine in der Dorfgemeinschaft zusammengeschlossen, deren Vorsitz ich im Herbst 2003 übernommen habe. Für politische Ämter stehe ich damit nicht mehr zur Verfügung. Bei 20jähriger Zugehörigkeit zum Rat der Stadt Hürth und mehr als 16jähriger Tätigkeit als Ortsvorsteher hat man irgendwann auch die Politik einmal satt - vor allen Dingen dann, wenn man von der Arbeit der Partei, der man seit über 30 Jahren angehört, nicht mehr so ganz überzeugt ist.
Doch zurück nach Fischenich. Wenn Ihr mehr über die Dorfgemeinschaft wissen wollt - schaut mal rein: www.dorfgemeinschaft-fischenich.de .
Für kleinere Feste stehen die Vereinsheime des Fußballclubs, der Schützenbruderschaft, des Schäferhundevereins und der Gemeindesaal zur Verfügung. Bei größeren Veranstaltungen und Karneval wird aber im Hause Hülsenbusch gefeiert. Ein Saal mit Platz für 360 Besucher in Tischreihen bietet Platz zum Feiern, wobei eine Weinstube, ein kleinerer Saal, verschiedene Gesellschaftszimmer und ein großer überdachter Innenhof einbezogen werden können. Mit viel Fleiß und Arrangement hat Familie Pütz hier für Fischenich wieder einen Mittelpunkt geschaffen, ohne den das Vereinsleben in dieser Form kaum mehr möglich wäre.
Nachdem das Objekt nach der Insolvenz der Eheleute Pütz über 3 Jahre lang leergstanden hat und die Dorfgemeinschaft lediglich unter hohem Kosten und Personaleinsatz über Karneval den Saal anmieten konnte, hat sich beim vierten Versteigerungstermin mit Josef Langen, einem gebürtigen Fischenichern, jemand gefunden, der in Kooperation mit der Dorfgemeinschaft und den Vereinen Saal und Sängerheim wieder zu neuem Leben erwecken will. Die Gastronomie und das Hotel werden von ihm selbst betrieben und das gesamte Objekt hat nun den Namen "Fischenicher Hof " erhalten.
Natürlich hat Fischenich auch eine Schule - und sogar eine mit einer eigenen home-page.
Die Mehrzahl der Fischenicher ist katholisch und stolz auf die Kirche St.Martin. Allerdings müssen sie sich schon seid geraumer Zeit den Pfarrer mit Berrenrath teilen. Das war früher anders, als Pfarrer Krause (Spitzname "Charly") noch alleine für seine Schäfchen sorgte. Obwohl schon lange pensioniert - er war trotz seines hohen Alters bis zu seinem Tod  immer noch mit dabei, wenn es in Fischenich etwas zu feiern gab. Ein Gläschen Kölsch mit dem "roten" Ortsvorsteher, ein lustiges Liedchen auf den Lippen - so kannte und liebte man ihn. Der Ortsvorsteher ist zwar mittlerweile auch "schwarz" geworden, aber unser Pfarrer Krause war der alte geblieben. Eine große Aufgabe, die er sich gestellt hatte, war die Erneuerung der Fenster in der Kirche. Die neuen Kirchenfenster sind weit über die Grenzen Fischenichs bekannt.
Oft sagt man den Fischenichern nach, dass sie nicht so ganz einfach sind und Hinzugezogene es schwer haben, sich einzugliedern. Auch die Hassliebe zum Nachbarort Kendenich und die vielen Schlachten an der Dorfgrenze (de Knengshecke) sind berühmt und berüchtigt. Allerdings muss ich sagen, dass es mir überhaupt nicht schwer gemacht wurde, als ich 1971 mit meiner Frau nach Fischenich kam. An den rauen aber herzlichen Ton wurden wir sehr schnell durch unseren damaligen Vermieter Josef Broich alias Jobi gewöhnt. Er war ein Original, wie es kaum eine zweites mehr gibt. Wenn er mit seiner heiseren, aber dennoch kraftvollen Stimme das Fischenicher - Lied anstimmte, dann kam Stimmung, aber zugleich auch etwas Besinnlichkeit auf - ein typisches Zeichen für diesen Menschenschlag, der bei aller Leichtlebigkeit und Fröhlichkeit immer auch noch Platz in seinem Herzen hat für den Nachbarn, für all die Menschen, denen es nun mal nicht so gut geht.
Wenn der Geldbeutel einmal nicht so gefüllt ist, dann heißt es einfach: Komm, drenk doch enen met! Wer hier in Fischenich offen und ehrlich auf die Leute zugeht, der bleibt bestimmt nicht lange allein an der Theke stehen und er findet rasch Freunde.

e-mail vetter@khvetter.de

Zurück zum Haus-Pagen